Unsere Idee

 

Warum eine Kampagne mit dem Titel „Kreuzberger Kiezutopien“?

 

Veränderungen durch die Coronakrise

In den letzten Monaten dominieren die Coronakrise und die deswegen erlassenen Beschränkungen nahezu alles. In den Medien werden täglich statistische Updates zu Infizierungsquoten, Reproduktionszahlen oder Todesfällen immer wieder an oberste Stelle gesetzt. Dahinter verschwindet, dass es durch die Gegenmaßnahmen zu Struktur-veränderungen kommt. Diese werden lange nachwirken und auch unsere Kieze werden sich verändern.

Vor allem kleinere Läden und Soloselbständige können eine längere Schließung nicht überleben. Etliche Geschäfte, Kultureinrichtungen, Kneipen und Dienstleister*innen könnten also für immer aus Kreuzberg verschwinden. Durch Arbeitsplatzverluste oder Unternehmenspleiten werden Unsicherheit und sozialer Abstieg zunehmen. Die Krise ist eine ökonomische und auch eine soziale Krise. Sozialwissenschaftler*innen prognostizieren, dass sich die tiefgehende soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft weiter verstärken wird.
Die Pandemie trifft die Kiezbewohner*innen also nicht nur gesundheitlich. Sie beeinflusst auch unseren Umgang miteinander z.B. durch die empfohlene Distanz und das Tragen von Gesichtsmasken. Und sie stellt deutlich die Frage nach unserer Fähigkeit zur Solidarität.

 


 
Zu welcher Normalität wollen wir zurück?

Inzwischen kehren wir zur Normalität zurück, denn die weitreichenden Beschränkungen des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens waren nicht länger durchzuhalten. Viele Akteur*innen drängen darauf, möglichst schnell wieder zur alten Zuständen, häufig als „Normalität“ beschrieben, zurückzukehren. Das ist angesichts der Verunsicherung und auch existenzieller Nöte verständlich.

Doch wollen wir in jedem Fall diese alte „Normalität“ zurück?
Oder sollten wir uns besser eine andere „Normalität“ wünschen und diese gestalten?

 


 
Utopien ermöglichen Orientierung

Stellen wir uns diese bessere Zukunft vor! Malen wir sie uns als Utopie aus.
Eine Utopie verstehen wir als eine Vorstellung von guten Lebensverhältnissen in der Zukunft. Wir wollen nicht festlegen wie fern die Zukunft sein soll, vielleicht 2025. Dann ist die Coronakrise sicher vorüber und vielleicht fast schon vergessen.

Anhaltspunkte für die Beschreibung bieten uns Veränderungen zum Besseren, die durch diese Krise bereits entstanden sind. Um Wünschenswertes zu beschreiben, können wir auch bei dem anfangen, was wir schon immer in unseren Kiezen toll fanden. 

Lasst Euch nicht davon beeinflussen, dass Wünschenswertes heute oft für “eh nicht realisierbar” gehalten werden – für utopisch. Viele glauben nicht mehr an die Gestaltbarkeit unserer eigenen Lebensverhältnisse. Das erscheint „realistischer“. Wo aber soll dieser Realismus hinführen?
Mit welcher Zielvorstellung bewegen wir uns in die Zukunft?

“Das wahre Problem unserer Zeit ist nicht, dass es uns nicht gut ginge oder dass es uns in Zukunft schlechter gehen könnte. Das wahre Problem ist, dass wir uns nichts Besseres vorstellen können.”                                    
Rutger Bregman: Utopien für Realisten. Reinbek bei Hamburg 2019  

Zu den politischen Entscheidungen in diesem Frühjahr konnten wir uns in den letzten Monaten nur die Augen reiben. Die Vorstellungen der Machbarkeit wurden innerhalb kürzester Zeit verschoben. Gigantische Geldsummen können also mobilisiert werden, wenn es darum geht, Krisenentwicklungen abzufedern.
Warum sollte dies nicht auch für Ziele möglich sein, die ein Leben nach unseren Vorstellungen lebenswert und nachhaltig möglich machen?
Zwingt uns die Klimakrise nicht auch dazu, über eine enkeltaugliche Zukunft nachzudenken?
Könnten wir nicht alles Systemrelevante besser aufzustellen?

Der Zukunftsforscher Matthis Horx schaut in seiner Re-Gnose auf eine Welt nach Corona (In: “Die Corona-Rückwärts-Prognose: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise “vorbei” ist. https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona):

“Wandel beginnt als verändertes Muster von Erwartungen, von Wahr-Nehmungen und Welt-Verbindungen. Dabei ist es manchmal gerade der Bruch mit den Routinen, dem Gewohnten, der unseren Zukunfts-Sinn wieder freisetzt. Die Vorstellung und Gewissheit, dass alles ganz anders sein könnte – auch im Besseren.”   

Wir wollen gerade deshalb dazu einladen, Utopien zu denken und diese zu Papier zu bringen. Wir wollen sie allerdings konkret auf unsere Kreuzberger Kieze beziehen – auf gute Lebensverhältnisse, hier in unserer Nachbarschaft. Das berührt verschiedene Aspekte, die für ein gutes Leben Grundlage sind. Wir haben sie hier einmal zusammengestellt:

  • Lokale Produktion und Dienstleistung,
  • nahräumliche Versorgung, Verkehr u. Transport,
  • öffentlicher Raum und soziales Miteinander,
  • bezahlbares Wohnen und systemrelevante Arbeit
  • Kunst, Kultur und Bildung 
  • Gesundheit 

 


 
Es braucht Phantasie und Kreativität

Gerade weil wir im alltäglichen Klein-Klein und oft in einem mageren und mutlosen „Realismus“ gefangen sind, sollen die Kreuzberger Kiezutopien Raum geben für verschiedene Ausdrucksformen. Daher kooperieren wir auch mit Künstler*innen.

Wir laden alle, die sich beteiligen möchten, ein, uns ihre Kiezutopien nicht nur schriftlich mitzuteilen, sondern auch zu zeichnen, zu malen oder mit anderen Mitteln darzustellen.

Bunt und vielfältig sollen die Utopiebeiträge werden.

Sendet sie uns zu.

Wir tragen die Ergebnisse zusammen, präsentieren sie auf der Webseite www.kreuzberger-kiezutopien.org und bereiten eine Ausstellung vor.

 
Jetzt mit diesen drei Fragen starten

Was ist durch die Krise neu entstanden?

Was war schon vor der Krise Gutes da?

Was war ohnehin immer schon überflüssig?

Beantworten könnt Ihr sie hier